„Wann wird man je verstehen?“

Bericht vom Fackelzug 2023 Trostberger Tagblatt 27.06.2023

Der leichteren Lesbarkeit zuliebe, der Text aus dem Artikel weiter unten nochmal....

Wann wird man je verstehen 2023 06 27

Der leichteren Lesbarkeit zuliebe, hier der Text aus dem Artikel nochmal:

Berührende Briefe eines gefallenen Altenmarkters zum Fackelzug am Buchenwaldgedenkwochenende – Ansprachen von Irmi Huber und Regina Müller

Altenmarkt. Sehr betroffen machte der Briefwechsel eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Altenmarkter Soldaten, den Gemeindereferentin Irmi Huber in ihrer Gedenkansprache zum Fackelzug des Buchenwaldgedenkwochenendes in den Mittelpunkt stellte. Sie brachte damit das zum Ausdruck, was auch angesichts der Kriege in der Welt viele Menschen bewegt und was Marlene Dietrich im neu vertonten Antikriesglied „Sag mir, wo die Blumen sind“ als nachdenklichen Refrain unsterblich machte: „Wann wird man je verstehen?“

Immer wieder neue Aspekte bringt die Altenmarkter Soldatenkameradschaft unter Vorsitzenden Wolfgang Losert ein, wenn sie zum alljährlichen Buchenwaldgedenken am letzten Juni-Wochenende einlädt. Dieses Jahr war Gemeindereferentin Irmi Huber gebeten worden, die Ansprache am Kriegerdenkmal bei der Altenmarkter Kirche abzuhalten. Dort bei den drei Kriegskreuzen endet alljährlich der Fackelzug, der begleitet von der Altenmarkter Musikkapelle und Altenmarkter Vereinen vom Baumburger Torbogen über den Friedhofsberg hinab vorbei an der Buchenwaldgedenkstätte führt. Wir bereits im letzten Jahr, sollte auch dieses Jahr mit Regina Müller wieder eine Vertreterin der jungen Generation die einleitenden Worte sprechen. „Was also bedeutet für mich und andere Jugendliche Frieden?“, so ihre zentrale Frage. In einer Zeit, in der Krieg und Unfrieden in aller Munde und in vielen Schlagzeilen vordergründig ist, „vergessen wir oft, wo Frieden wirklich anfängt“, so die junge Rednerin. In ihrem Bekannten- und Freundeskreis habe sie diese Frage gestellt und viele Antworten erhalten. „Frieden ist, wenn alle Menschen zusammenhalten, wenn man dem anderen nichts Böses will, wenn sich alle gegenseitig helfen, für mich ein schönes Gefühl“, waren nur einige der vielen Antworten. Frieden beginne im Kleinen, so ihr Fazit und „fängt in unseren Herzen an“.  

Sehr berührend waren auch die Worte von Gemeindereferentin Irmi Huber. Sie hatte etwas Besonderes vorbereitet, über das sie lange nachgedacht hatte, ob sie es vorbringen sollte. Die Schwägerin ihrer Oma aus Offling hatte ihren Sohn Martin Huber im Krieg verloren und den letzten Briefwechsel aufgehoben. Auszüge aus diesem sehr betroffen machenden Briefwechsel verlas Irmi Huber. Der erst 20jährige Fallschirmspringer Martin Huber war in der Nähe von Rom 1943/1944 im Kriegseinsatz und schrieb an sein „liebes Muttl“, zunächst von alltäglichen Dingen, etwa kaputten Socken für die er Ersatz brauchte, vom bevorstehenden Fallschirmsprung über feindlichen Gebiet. Spätere Briefe spiegelten bald schon ein anderes Bild wider. Aus den Zeilen schien die Ernüchterung, das wahre Gesicht des Krieges durch: das fehlende Essen, das karge Leben, das Leid, das man alltäglich sieht und schließlich die allgegenwärtige Todesangst. Auch das unsägliche Leid, das der Bevölkerung im italienischen Kriegsgebiet angetan wurde, brachte Huber zur Sprache. Aber auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der Mutter, das nicht mehr stattfinden sollte, keimte im Briefwechsel. Der Brief des zuständigen Oberfeldwebels mit der Todesmeldung vom 5. März 1944 war die letzte Nachricht zu Martin Huber, der in einem Soldatenfriedhof bei Rom (Pomezia) beigesetzt wurde. Ihm ist auch eines der hölzernen Kreuze am Soldatenfriedhof im Buchenwald gewidmet, stellvertretend für viele junge Männer, die im Krieg ihr Leben lassen mussten. Irmi Huber schloss ihre Worte mit dem gesungenen Refrain von Marlene Dietrichs neu vertonten Antikriegslied „Sag mir wo die Blumen sind“, der die Sinnhaftigkeit eines jeden Kriegs in Frage stellt: „Wann wird man je verstehen?“ („When will they ever learn?“ im englischen Original).

Ortspfarrer Pater Sebastian Paredom erinnerte auch im Gebet an dieses mahnende Gedenken. Als äußere Zeichen dieses Gedenkens legten Irmi Huber und KSK-Vorsitzender Wolfgang Losert gemeinsam mit Bürgermeister Stephan Bierschneider Kränze vor dem Denkmal nieder, begleitet von den Klängen der Altenmarkter Musikkapelle.  -sts